Sonntag, 21. August 2016

Der Abschied tut weh

Das wars. Nach einer sehr vollgepackten Woche. Mit der Ankunft der neuen Voluntäre (unseren Nachfolgern), den letzten Tagen an den Schulen und in allen Projekten, verbrachten Lea und ich den allerletzten Tag im Kinderheim.
Wir haben es uns für die letzte Woche nicht nehmen lassen, die Kinder ein wenig zu verwöhnen und sie Kinder sein zu lassen. So gab es neben Obst und Gemüse diese Woche auch ein paar Süßigkeiten und als finales Essen für jeden ein Happy Meal von McDonalds. Auch sowas muss mal sein.
Anschließend spielten wir noch einmal das legendäre Würfel-Schokoladen-Spiel und bemalten die letzten Tshirts, die wir aus der "ottobock." Spende noch über hatten.

Als Abschlussaktion haben Lea und ich Luftballons mit Süßigkeiten gefüllt und alle Kinder ins Spielzimmer gerufen. Dort haben wir uns in einem großen Kreis auf den Boden gesetzt und jedem Kind einen aufgepusteten Luftballon gegeben. Nacheinander durfte jedes Kind in die Mitte des Kreises kommen und auf seine ganz eigene Art und Weise den Luftballon zerstören, um an den Inhalt zu kommen. Zintle biss in ihn hinein, Monica nahm sich einen Kulli zu Hilfe, Siphelele machte eine Arschbombe um seinen Ballon zum Zerplatzen zu bringen. Und das sind nur einige der Dinge, die die Kinder sich haben einfallen lassen.
Nachdem von allen Ballons nur noch zerfledderte Reste übrig waren, war es für Lea und mich an der Zeit uns zu verabschieden.
Ich ergriff das Wort und bekam nur einen halbwegs anständigen Satz heraus, bevor mich meine Gefühle überwältigten und die ersten Tränen flossen. Aber nach einen paar tiefen Atemzügen war ich in der Lage mich für das letzte Jahr zu bedanken, alle guten Erinnerungen noch einmal in einfachen Worten aufzugreifen und einfach zu sagen, was ich fühle. Und es fiel mir unglaublich schwer diese Worte zu finden.
Bevor ich meine Mini-Ansprache beendet hatte begann Lihleli als Erster bitterlich an zu weinen. Das hat mich zerrissen. Zu sehen, wie sehr die Kinder mit uns fühlen und wie weh es ihnen tut uns gehen lassen zu müssen.
Am Ende unserer Worte haben alle Kinder geweint und den Worten gelauscht, die Thozama stellvertretend für alle Kinder fand, um uns zu danken. Danach stellte ich klar, dass ich jetzt eine Menge Umarmungen brauche und nach wenigen Sekunden gab es eine Welle von Umarmungen, begleitet von großen Krokodilstränen. Alle ließen ihren Gefühlen freien Lauf und der Abschied tat weh.
Das habe ich erwartet. Aber dass es mich so zerreißt und ich mich so lange danach schlecht fühle, hatte ich nicht erwartet.
Nach der ersten großen Umarmungsrunde, sangen die Kinder ein Lied für uns. Lea und ich saßen derweil auf dem Sofa, Arm in Arm und genossen diese Widmung.
Auch wir gaben noch einmal das Fliegerlied zum Besten.
Gefolgt von einem großen Group-Hug. "Like a family" sagte Siphelele.
Und das sind wir. Wir sind zu einer Familie geworden. Wir sind durch Dick und Dünn, durch Hoch und Tief gegangen. Wir haben miteinander gelacht, geweint, gestritten und Kompromisse geschlossen. Wir haben gemeinsam und gemeinsame Erfahrungen gemacht. Familie.
So fühlt es sich an. Und dies nun verlassen zu müssen tut weh. Aber dieser Schmerz zeigt uns genauso, wie viel das letzte Jahr wert war und dass wir es geschafft haben, eine gute Art von Einfluss auf die Kinder zu haben.
Sogar Winnie Pooh sagte schon: "How lucky am I to have something that makes saying Goodbye so hard."
Nach dem letzten großen Gruppenkuscheln machten Lea & ich uns auf ins Auto. Und wurden dabei von Kindergeschrei, Applaus, Gejubel, Tränen und Lachen begleitet.

Ich kann mir nicht vorstellen, die Kinder nicht mehr jeden Tag zu sehen. Ich lasse einen so wichtigen Teil meines Lebens hier zurück. Und bei jedem Gedanken an diese knallharte Realiät habe ich wieder Tränen in den Augen. Besonders wenn ich an die weinenden Gesichter meiner Kinder denke. Es tut weh und ich hoffe, dieser Schmerz lässt bald nach.

Und zum ersten Mal fiel es mir hier schwer, die richtigen Worte zu finden und ich bin mir sicher, dass ich sie nicht gefunden habe.
Solche Gefühle kann man nicht in Worte fassen.

Das wars. Das Jahr ist vorbei. Und es war das unglaublichste Jahr meines Lebens! Ohne Worte.


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