Sonntag, 27. September 2015

Endlich vollständig & Safari

Nun sind schon fünf Wochen rum und ich frage mich wo die Zeit geblieben ist. Inzwischen habe ich mich hier mehr als gut eingelebt. Der Tagesablauf ist geregelter, an den Linksverkehr und die neuen Verkehrsregeln haben wir uns gewöhnt, das Wetter wird von Tag zu Tag besser und seit Montag sind wir auch endlich vollständig. Mit dem zweiten Auto vor Ort ist es mit inzwischen acht Freiwilligen um einiges leichter die Einsatzstellen und Nachmittagsprojekte anständig zu timen.
Als wir Lea vom Flughafen abgeholt haben waren wir natürlich gemäß der „Africantime“ genau fünf Minuten zu spät. Die Wiedersehensfreude war sehr groß! Die letzte Woche haben wir dann also viel damit verbracht ihr East London und alles was für uns Freiwilligen dazu gehört zu zeigen. Unsere gemeinsamen ersten Arbeitstage haben wir beide genossen. Zusammen sind wir einfach viel flexibler und es macht so viel Spaß. Am ersten Tag in der Krippe haben wir zusätzlich und sehr spontan die Pre-School alleine geschmissen. Also waren wir mit ungefähr 20 Kindern plus unserer vier LittleOnes draußen auf dem Play-Ground und haben bei schönstem Wetter die gemeinsame Zeit genossen und herumgetobt was das Zeug hält. 





Auch die Kinder im Kinderheim sind froh nun zwei bleibende Volontäre zu haben auf dessen Anwesenheit sie sich verlassen können. Außerdem wird es zu zweit einfacher Ausflüge zu planen und auch der Sicherheitsaspekt ist so besser bedacht.
Wir haben im Kinderheim begonnen aus kleinsten Stoffresten, die uns gespendet wurden, Patchwork-Kissen herzustellen. So lernen die Kinder also gerade zu nähen und haben mit viel Motivation und Geduld bald ihre eigenen ersten Handarbeiten erstellt. Auf die Ergebnisse bin ich sehr gespannt! Am Samstag haben wir sehr früh den Geburtstag von Derrick und Nkosikhona gefeiert. Mit Muffins, Donuts, Scoobie-Doo-Bändern und „Viel Glück und viel Segen-Gesang“ schlugen wir im Kindeheim auf, weckten schnell Ntosh & Hanna und dann wurde gemeinsam gefeiert. Die beiden Geburtstagskinder haben sich sehr über ihre Geschenke gefreut und gemeinsam haben wir ein paar Scoobie-Doo-Techniken ausgetauscht und fleißig Bänder geknüpft. Das war ein toller Vormittag! Ich halte es besonders am Geburtstag der Kinder für besonders wichtig ihnen zu zeigen, dass es Menschen gibt, die sich freuen, dass es sie gibt und die ihnen ehrliche und aufrichtige Anerkennung schenken, ohne dass sie Leistungen zeigen müssen. Es ist einfach schön, dass es sie gibt und daher sollte dieser Tag besonders gewürdigt werden. Sehr schön war auch, dass alle freiwilligen Mädels uns begleitet haben. Das war eine wirklich tolle Aktion. 

Auf dem Gelände des Kinderheims gibt es eine hauseigene Biogasanlage, die das Kinderheim mit Gas versorgt. Dazu gibt es zwei riesige unterirdische Wassertanks, in die wir unseren Biomüll seit Neustem entsorgen, um sie zu „füttern“. Der Biomüll sinkt dann nach und nach zu Boden und vermodert kontrolliert. Nach ungefähr drei Wochen bildet sich das Gas, welches dann durch unterirdische Rohre in die Küche geleitet wird. Dieser Prozess stinkt zwar etwas, gewährleistet aber eine enorme Energie- und Kosteneinsparung. Zudem gibt es seit einiger Zeit einen Garten mit selbst gepflanztem Gemüse und Kräutern. Dieser Garten steht in direkter Verbindung mit der Biogasanlage und kompostiert sich praktisch selbst. Dazu haben wir vor Kurzen ein Seminar gemacht, um diese Ressourcen optimal nutzen zu können. Des Weiteren verfügt die Anlage über Solarzellen auf dem Dach und einen Regenwasseraufbereiter. Dieses System kommt dem sehr geringen Budget des Childrenshome sehr zu Gute. 

Am 24. September ist hier in Südafrika „Heritage Day“, also Nationalfeiertag. An diesem Tag dürfen alle Kinder in traditioneller Kleidung in die Schule kommen und ihre Schuluniform zuhause lassen. Die verschiedenen Stile aus verschiedenen Kulturen und Religionen waren wunderhübsch anzusehen. Allerdings war es nicht so leicht darin Sport zu machen. Daher haben wir eine Fotosession veranstaltet und Spiele gespielt, bei denen man sich nur mäßig bewegen musste. Wir hatten mit allen drei Klassen unheimlich viel Spaß und es blieb Zeit für kleine gemeinsame Gespräche und das Erlernen der ersten deutschen Wörter. 











Lea und ich haben dabei noch eine Lea und noch eine Linda kennengelernt und natürlich auch gemeinsam ein Foto gemacht.









Da hier ja nun das Wetter von Tag zu Tag besser wird, wird dementsprechend jede freie Minute genutzt um gemeinsam etwas zu unternehmen. Also waren wir in den letzten Tagen surfen, haben den Sonnenaufgang am Strand bewundert, waren im Lion- und im Mpongo-Park, treiben Sport und entdecken die Umgebung.
Beim Sonnenaufgang am Sonntag Morgen ist nicht weit von der Küste ein Wal aus dem Wasser gesprungen! In diesem Moment ging ein heimlicher Traum von mir in Erfüllung! Dieser Moment hat mir den Atem geraubt und mir ein Highlight beschert, welches ich sicher nie wieder vergessen werde. Wir nehmen an, dass es ein Glattwal war, da man diese an East Londons Küste am häufigsten sichten kann. Danach konnten wir beobachten, welchen Weg er zurück ins Meer gewählt hat, da alle paar Minuten eine Fontäne in die Luft stieg. 



In den Parks konnten wir allerlei Tiere in freier Wildbahn beobachten. Der Park ist 3500 Hektar groß und verfügt über viele verschiedene Ebenen. Mit unserem 8seater konnten wir selber durch den Park fahren und Ausschau nach den Tieren halten. Das war unheimlich spannend und teilweise wirklich atemberaubend! Wir haben Zebras, Giraffen, Gnus, Antilopen, Hippos, Blasböcke, Löwen, Geparden, Tiger, Erdmännchen, Schlangen, Krokodile, Warane,  Strauße, Affen, Schildkröten, Hasen,  Warzenschweine und Pfauen gesehen. Von den Elefanten und Rinos waren leider nur die riesigen Hinterlassenschaften mitten auf den Wegen zu sehen. Aber wir werden sicher noch einen Ausflug in diesen wunderschönen Park machen und weiter darauf hoffen welche zu entdecken.  Am Tag danach haben wir eine zweistündige Quadtour gemacht. Das war teilweise wirklich tricky und wir fuhren nicht selten in die Büsche oder Seen. Der Weg war sehr abwechslungsreich, steinig und mit extremen Steigungen versehen. Also waren Adrenalinstöße vorprogrammiert. Wir hatten so viel Spaß gut gepaart mit einem Hauch Nervenkitzel. Zudem haben wir nebenbei auch wieder Wildtiere beobachten können und eine sehr aufdringliche, freundliche Giraffe getroffen. Sie heißt Abbey und liebt es von den Besuchern gekrault und gestreichelt zu werden. Ganz besonders hat sich diese enorm große und so hübsch anzusehende Tier in Micha verliebt. Wir nehmen an, wegen seines Bartes! …






Nach einer Weile hat sie uns dann aber doch wieder gehen lassen und wir konnten unsere Tour fortsetzen. Nach zwei Stunden höchster Konzentration waren wir dann alle sehr geschafft und haben uns zum Abschluss noch ein Eis gegönnt. Unsere Rückfahrt verzögerte sich etwas, da eine sehr große Schildkröte, die wir unmöglich wegtragen konnten unser Auto umrundete.







Das Zusammenleben in der WG gefällt mir immer besser. Die Mädels sind alle sehr entspannt und es vergehen keine zehn Minuten in denen wir nicht gemeinsam lachen! Unseren großen Garten nutzen wir inzwischen für Workouts und natürlich zur Entspannung in ein paar freien Minuten.





Mittwoch, 16. September 2015

In den letzten Wochen hat sich hier viel getan und ich habe sehr viel Neues erlebt.
Seit Kurzem habe ich eine feste Aufgabe für die Vormittage gefunden. Ich betreue nun täglich, außer Mittwochs, vier „LittleOnes“, also vier Kleinkinder, die noch nicht alt genug für den Kindergarten sind. Drei Jungs: Kisumla, Miso und Gnobi & ein Mädchen: Leaslumla.
Diese Aufgabe erfüllt mich sehr und ist natürlich auch sehr nah an meinem Berufsbild orientiert. Meine LittleOnes sind zwischen zwei und drei Jahren alt und sind noch sehr am Anfang ihrer englischen Sprachentwicklung. Die Verständigung funktioniert trotzdem super.
Die Aunties (die zuständigen Hausmütter) sind dankbar für jede Hilfe und freuen sich über einen kurzen Schnack am Morgen, wenn ich die Kleinen aus ihren Units abhole.
Untergebracht sind die Kinder in verschiedenen Units auf dem „Glen Stella Campus“. Dort leben hauptsächlich Waisenkinder in Familiengruppen zusammen. Auf dem Gelände gibt es zudem einen eigenen Kindergarten (die Pre-School), der von Auntie Olive betreut wird.
Letzte Woche habe ich meine Gitarre mitgenommen und gemeinsam mit den Kleinen gesungen und herumgeklimpert. Pure Begeisterung!
Auch Knete war ihnen bis letzter Woche gänzlich unbekannt und nachdem wir geklärt hatten, dass man Knete wirklich nicht essen kann, egal wie gut sie auch riecht, begannen wir gemeinsam die ersten Formen zu kneten. Gerade die Förderung der Feinmotorik ist bei den LittleOnes besonders wichtig, da sie andersweitig nicht spezifisch gefördert werden.



Mittwochs mache ich an der A.W. Barnes Primary School den Sportunterricht mit den siebten Klassen. Dutchball (Völkerball) und eins der von mir mitgebrachten Spiele (Alaska) sind dort bisher am beliebtesten. Auf Englisch ein neues Spiel zu erklären ist gar nicht so leicht. Aber das Erklären mit Händen und Füßen liegt mir. Die Siebtklässler sind auf der Primary School die Abschlussklassen und haben unendlich viel Motivation zur Bewegung. Meine grüne Trillerpfeife ist daher schnell meine neue, beste Freundin geworden.
Zum Abschluss habe ich in den letzten Stunden den „Banana-Song“ angeleitet. Ich war überrascht, wie gut dieser bei den ältesten Schülern ankam. Wir haben ihn dann direkt umgedichtet zum „Potatoe-Song“. Die südafrikanischen Kinder und Jugendlichen bewegen sich auf eine komplett andere Art als die Kinder, mit denen ich bisher gearbeitet habe. Es scheint, als drücken sie ihre Lebensfreude durch musische Bewegung und Tanz aus. Jede Bewegung ist rund und geht direkt in die nächste über und selbst die Jungen besitzen einen sehr gekonnten Hüftschwung. Daher bieten sich diese Mitmach-Singspiele gut als Auflockerung oder Opener an.
Da ich mittwochs die erste Stunde frei habe, bin ich durch Zufall auf eine der Chorstunden gestoßen. Der Sohn des Schulleiters leitet diese Chorstunden und lud mich ein, zu bleiben. Da konnte ich natürlich nicht widerstehen! Ich wurde direkt mal in den 1. Sopran gesteckt und habe zwei neue Lieder gelernt. Wunderbar. Dort werde ich nun jeden Mittwoch eine Stunde mitmachen. 



Nachmittags im Kinderheim gibt es jeden Tag unterschiedlich viel zu tun. Die Aktionen gehen von; bei den Hausaufgaben helfen, über spazieren gehen, Fußball oder andere kleine Spiele spielen, die Kinder zum Squash, Judo zum Strand oder zur Farm fahren bis hin zum Befüllen der Biogasanlage. Demnächst wollen wir gemeinsam ein neues Projekt beginnen. Die Kinder sind sehr daran interessiert Armbänder selber zu knüpfen. Und da ich noch einige Techniken im Kopf habe, passt dies ganz prima.

Die Autosituation ist inzwischen mit zwei Autos um einiges entspannter und macht es uns möglich, so viele Nachmittagsprojekte wie möglich wahrzunehmen! Darunter zählen; zwei Fußballprojekte, ein Handballprojekt, Reittherapie, Triathlon und bald wahrscheinlich noch Rudern und Paddeln. Also gibt es eigentlich keinen Nachmittag, der nicht verplant ist.

Ab dem 22.September sind wir endlich vollzählig. Lea, also meine Projektpartnerin ist endlich 18 Jahre jung geworden und darf nun auch ihr Jahr beginnen. Ich freue mich sehr auf sie und bin gespannt auf die gemeinsame Zeit. Bisher habe ich die Arbeit auf dem Glen Stella Campus, im Kinderheim und den Sportunterricht alleine bewerkstelligt. Gemeinsam haben wir allerdings noch viel mehr Möglichkeiten und können hoffentlich unsere Ideen teilen und erweitern.
Das WG Leben sagt mir bisher sehr zu. Wir sind eine bunt gemixte Truppe und kommen wahrscheinlich auch gerade deswegen sehr gut miteinander aus. Wir lachen viel gemeinsam und arbeiten Hand in Hand. Die Unterschiede machen Spaß und geben die Chance eigene Meinungsbilder in Frage zu stellen und sich selbst neu kennenzulernen.
In unserer Freizeit versuchen wir so viel wie möglich zu unternehmen und gemeinsam die Stadt und die Umgebung zu erkunden. Wir haben beispielsweise schon einen südafrikanischen, katholischen Gottesdienst besucht, waren so oft es geht am Strand, probieren neue Speisen und gehen gemeinsam ins Fitnessstudio. Wir versuchen uns so gut wie es geht in die Community zu integrieren und ich werde sicher demnächst noch von meinen anderen neuen Erfahrungen dahingehend berichten.







Ich werde hier auf meinem Blog keine Bilder der Kinderheim und Glen Stella Kinder einstellen. Dies ist aus rechtlichen Gründen nicht gestattet. Ich versuche aber trotzdem, alles so anschaulich und bildreich wie möglich zu gestalten.