Freitag, 6. Mai 2016

Freedom Day - Sehen und gesehen werden

Jeden Donnerstag begleiten wir unsere Kinderheimkinder zum Squash. Auch samstags bietet Tim (unser Squash-Trainer) manchmal ein extra Training mit anschließendem gemeinsamen Mittagessen für die Kids an.
Für diese Art von ProBono-Training gibt es einen Fond aus dem für den Transport sowieso für die Verpflegung Geld zur Verfügung steht.
Da aus dem letzten Jahr nicht das gesamte Budget aufgebraucht wurde haben sich Tim und Ingrid (eine der Nachbarinnen des Kinderheims) entschieden, mit diesem Geld einen Fun-Day für die Kinder zu veranstalten.
Für letzten Mittwoch, der hier aufgrund des Freedom Days für alle Kinder frei war, wurde also eine Hüpfburg gemietet.
Lea und ich sorgten derweil für die Verpflegung und veranstalteten einen großen Braai.
Bei herrlichem Sonnenschein starteten wir morgens um neun mit Kartenspielen, Hüpfburg, einigen Nascherein und einer Menge Vorfreude in den Tag. Die Kids powerten sich auf der Hüpfburg so richtig aus und genossen die gemeinsame Zeit. Der Fernseher blieb an diesem Tag aus und gemeinsam verbrachten wir so einen Tag voller Spaß. Später kam Ingrid mit ihren Kindern und Tim noch auf ein paar Runden UNO vorbei. Durch diese lokale Art von Unterstützung und unsere Nähe zum Projekt werden solche Aktionen erst möglich. Lea und ich sind dankbar für jede Art der Unterstützung, die uns von außerhalb zu Gute kommt. Auch den Kindern wird dadurch eine Art Wertschätzung entgegen gebracht. So ein Fun-Day wäre wohl für jedes Kind eine Besonderheit. Aber eine Hüpfburg, nur für die Kinder im Kinderheim, für einen ganzen Tag übersteigt so manche Vorstellungskraft. Auch Lea und ich ließen es uns nicht nehmen die Hüpfburg zeitweise aufzumischen. Und abgesehen von der Regel, dass alle fünf Minuten die Sitzplätze am Rand getauscht werden mussten, gab es keine Regeln. Am frühen Nachmittag schmissen Lea, Leslie und ich den Grill an und grillten um die 100 Würstchen. Zudem gab es selbstgemachten Nudelsalat, Brötchen und allerlei Saucen und Dips. Wir aßen uns alle so richtig satt und leerten gemeinsam das komplette Buffet, sodass wir erstmal alle eine kleine Hüpfpause brauchten.
Bevor wir das Kinderheim abends verließen, verteilten wir noch eine Menge Umarmungen und ein paar Süßigkeiten als krönenden Abschluss. Und natürlich auch ein paar Äpfel, sozusagen als Alibi gesundes Essen.
Manchmal haben Kinder es verdient, verwöhnt zu werden.

Als Lea und ich uns nach neuen Brillengestellen umsahen, boten die Mitarbeiter des Brillenladens an, unsere Kinderheimkinder im Alter von 6-12 Jahren mitzubringen. In den Laden ist eine Augenarztpraxis integriert, in der kostenlose Sehtests für diese Klientel angeboten werden.
Also schnappten wir uns letzte Woche die ersten vier Kinder und ließen ihre Augen mal komplett durchchecken. Die Kids waren vorher noch nie beim Augenarzt und daher etwas nervös. Nkosikhona musste bei Liyema und Lihleli, die bisher nur sehr wenig Englisch sprechen alles auf Xhosa übersetzen. 
Letztendlich ergab sich, dass Liyema dringend eine Brille bräuchte. Nkosikhonas Augen bleiben in der Bewegung manchmal stehen, dies muss allerdings erst mit zunehmendem Alter behandelt werden.
Ich sprach anschließend mit dem Augenarzt darüber, dass wir in der Office erfragen, ob Gelder für Sehhilfen der Kinder vorhanden sind oder ob wir unser Spendengeld verwenden.
Er sah mich irgendwie kurz etwas verwirrt an und erklärte mir dann, dass die Brille, die sie für Liyema anfertigen werden kostenlos sein wird. Alle Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren bekommen in Südafrika, mit augenärtzlichem Atest eine Brille "free of charge".
Ein bisschen überwältigt von diesem System suchten wir also wenig später eine Brille für Liyema aus. Heute Nachmittag fahren wir mit zwei weiteren Kindern zum Test und nehmen direkt Liyemas fertige Brille mit.
Ich bin nicht sicher, ob seine Sehschwäche aufgefallen wäre, wenn Lea und ich nicht mit den Kids zum Augenarzt gefahren wären.
Außerdem haben wir so eine wichtige Schiene für sein weiteres Leben gelegt. Der Augenarzt ist sich sicher, dass durch die Leseunterstützung, die er nun bekommt, sich die Sehschwäche mit den Jahren verwachsen wird, sodass er später keine Brille mehr braucht.


Morgen früh fahren wir nach Hogsback, zu unserem letzten Seminar mit allen Freiwilligen aus dem Eastern Cape. Hogsback soll relativ kalt sein und in den Bergen schneit es im "Winter" schonmal.
Davon bleiben wir aber hoffentlich verschont.

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