Samstag, 30. April 2016

Wasser

"Das ist Afrika. Willkommen!"
So wurden Lea und ich letzte Woche von Ingrid zum Kaffee trinken begrüßt. Ingrid ist eine der Nachbarinnen des Kinderheims, mit der wir in letzter Zeit ein paar besondere Aktionen für die Kids geplant haben.
Der Grund für diese Begrüßung:
Aufgrund eines sehr großen Rohrbruchs hatte ganz East London, sowie angrenzende kleinere Orte ein paar Tage lang kein fließendes Wasser.
Als wir abends nach hause kamen, hatten wir nur noch ein paar Liter heißes Wasser, welches unser Heater gespeichert hatte. Am nächsten Morgen machten wir uns so schnell wie möglich auf zu den Supermärkten, um uns wenigstens mit Trinkwasser einzudecken. Wir waren in über fünf Shops. Überall waren die großen Wasserkanister ausverkauft. Daher statteten wir uns mit einer Menge Sixpacks und einzelnen Flaschen Wasser aus. Die meisten Haushalte haben große Jojo-Wassertanks, in denen sie für solche Engpässe Regenwasser speichern. Aber was passiert mit den Haushalten, die diese nicht besitzen. Gerade in den Townships gestalten sich diese Engpässe oft als sehr problematisch. Insbesondere, da niemand wusste, wie lange es dauern würde dieses Leck zu fixen. Die Menschen, die hier sowieso schon unter der Armutsgrenze leben greifen auf die Natur zurück. Wasser aus dem Meer oder Flüssen wird abgekocht und verwendet. Dies bringt allerdings ein großes Gesundheitsrisiko mit sich, da die meisten Abflüsse direkt in die Flüsse abfließen und diese somit stark verunreinigen. In den Townships fiel aufgrund der Wasserknappheit für zwei Tage die Schule aus.
Wir Mädels nutzten einen heftigen Regenschauer, um im Garten zu duschen und soviel Wasser wie möglich aufzufangen. Nach vier Tagen war das Wasser in alle Leitungen in East London zurück gekehrt. Allerdings war es bis auf Weiteres noch nicht zum Trinken freigegeben. Anfangs war es braun bis milchig und stank erbärmlich nach Chlor und anderen Chemikalien.
Es sammelte sich eine Unmenge an Wäsche und Geschirr an. Nach den ersten 48 Stunden wünschten wir uns nichts sehnlicher als eine Dusche. Gekocht wurde mit Wasser aus Flaschen. So sparsam wie möglich.
Am zweiten Tag habe ich die Mädels darauf hingewiesen, dass sie mehr trinken sollen. Im Prinzip hat sich aufgrund dieser kurzen Wasserknappheit sofort unbewusst eine Art Verzichtverhalten eingestellt.
Diesem galt es bei den sehr hohen Temperaturen entgegen zu wirken.

'Water by the people - water for the people - water has no subsitute'
Unter diesem Motto stand eine Informationsveranstaltung, die vor ein paar Wochen in der A.W. Barnes stattfand.
Und es stimmt. Wasser ist nicht ersetzbar. Dies wird einem in solchen Situationen noch einmal mehr bewusst.
Die paar Tage ohne Wasser waren aushaltbar. Wir Freiwilligen wurden dadurch nur minimal eingeschränkt.
Aber es macht ein komisches Gefühl zu wissen, wieviele Menschen in unserer unmittelbaren Umgebung unter diesem Umstand gelitten haben.

Sonntag, 17. April 2016

Neue Spiele überall

Lea und ich haben in den letzten Wochen einige neue Spiele mit den siebten Klassen ausprobiert. Im Moment stehen erstmal keine weiteren Notenvergaben an und da die Klassen mit Beginn des neuen Schuljahres neu gemischt wurden, konzentrieren wir uns sehr auf Spiele, welche die Teambildung fördern und einfach eine Menge Spaß enthalten.
Also spielten wir das Wörterspiel, bei dem die Kinder Wörter aus ihren eigenen Körpern bilden mussten. Je zwei Gruppen traten hierbei gegeneinander an. Unter anderem ließen wir sie auch unsere Namen buchstabieren. Und am Ende alle gemeinsam A.W. BARNES. Dies dauerte zwar unheimlich lange, da es eindeutig zu wenig Kinder waren, um alle Buchstaben wie bereits zuvor darzustellen. Aber letztendlich kamen sie gemeinsam auf die Lösung, für die Punkte und fehlende Teile ihre Jacken zu verwenden.
Wir brachten ein paar weitere neue Spiele ein und stießen dabei auf positive Resonanz und unglaublich viel Motivation. Hu-Hu-Ha, Hase & Jäger und natürlich Knight-Infinity-Dragon waren dabei am beliebtesten. Diese Spiele werden wir definitiv ab jetzt öfter spielen.
Da letzte Woche Fototag in der Barnes war, haben wir uns etwas schicker angezogen als sonst und die Sportsachen erstmal in unseren Rucksäcken geparkt. Nach den Staffmember Fotos war noch ein wenig Zeit, um Bilder mit den Kids zu machen und ein paar Selfies mit den Lehrern zum Besten zu geben.
Spaß muss sein.
Nach dieser ausgiebigen Foto-Session schlüpften wir wieder in unsere Sportsachen und starteten mit den letzten beiden Klassen noch einmal voll durch.

FUN

Dragon

Infinity

Unsere Mädels

Die Spielerklärung 

LINDA.. oder sowas in dem Dreh ☺




Auch mit unseren Kleinen in der Pre-School haben wir begonnen, ein paar neue Spiele einzuführen. Die laufen mal mehr mal weniger gut. Hier merken wir teilweise schon sehr, wie einige Sprachbarrieren uns tangieren. Aber nach ein paar Anläufen schauen sich die meisten Kids die Regeln bei den anderen Kindern ab und dann läuft das eigentlich ganz gut.
Hier haben wir Luftballontreten, Stehbock-Laufbock und Plumssack als neuste Spiele initiiert und feilen diese mit jedem neuen Tag weiter aus. Des Weiteren ist der Banana-Song und natürlich die Quitschie-Jagd der absolute Renner und somit zu unseren täglichen Ritualen geworden.

Unsere kleinsten Schützlinge bei der morgendlichen Assembly

Wenn Gedanken fließen 9.0

In den letzten Wochen ist immer mehr los und da wir Mädels in jeder freien Minute zusammen etwas unternehmen, komme ich kaum zum Schreiben. Hier also nur ein Mini-Poesie-Ding, welches ich geschrieben habe, während ich im Auto auf Jonas warten musste.



Vielleicht muss sich mal was ändern,
doch wie das nun mal ist,
muss dich erst was verändern,
damit du siehst wer du jetzt bist.

Diesmal willst du echt sein,
dich zu dem machen lassen, was du bist.
Versteckt und schlummernd in dir
und eigentlich nicht schlecht.

Dir auferlegt im Wachsen,
getrieben von den Pflichten,
entwächst du nun dem Schein.
Wirst doch wohl nicht erwachsen?





Ferienprogramm Teil 2

Die Kinderheimkids wurden während der Osterferien spontan zum Glen Stella Campus umgesiedelt. Mama Fusdiswa hatte eigentlich schon seit über einer Woche Urlaub und Auntie Ethel konnte aufgrund eines familiären Problems Zuhause, nicht ins Kinderheim kommen. Damit Fundiswa ihren schon längst verdienten Urlaub nehmen konnte, wohnen nun alle Beacon Bay Kids bis zum Ende der Ferien in den Units des Glen Stella Campus. Daher musste ich meinen kompletten Plan für die Kinder umlegen. Ein Ferienprogramm für 10 Kinder zu planen geht einfach, dies dann auf 50 Kinder aufzustocken nicht so wirklich. Ich habe also alle Aktionen gestrichen, die einen Transport benötigen würden. Also konnten wir nicht schwimmen gehen und keine Ausflüge mehr zum Strand oder ins Kino unternehmen.

Als ich am ersten Nachmittag zum Glen kam, sprangen alle Kinder auf mich zu und nach fünf Minuten Umarmungen und Namensabfragen, konnte ich endlich offenbaren, was ich mit ihnen vorhatte. Ich habe den Vormittag damit verbracht, ca. 200 Wasserbomben zu füllen und ins Auto zu schaffen. Daher wies ich die Kinder zunächst einmal an auf dem PlayGround zu warten und nahm ein paar der Älteren Kinder mit zum Auto, denn 200 Wasserbomben haben ein ganz schönes Gewicht.
Nachdem die Kinder sich aufgereiht hatten, bekam jedes Kind erstmal zwei Wasserbomben und auf meinen Pfiff ging es dann los. In wenigen Minuten waren alle Kinder und ganz besonders ich bis auf die Knochen durchnässt. Aber die Mühe hat sich gelohnt. Und aufgrund des guten Wetters waren wir nach einer weiteren Stunde fast wieder komplett getrocknet. Nach einer kleinen Aufräumaktion, der geplatzen Wasserbomben, wurde auf dem Playground gemeinschaftlich gesungen, geturnt und gespielt. Dabei lernte ich eine Menge neuer Klatschspiele, die ich in Zeitlupe lernte, wobei die Kinder diese in Schallgeschwindigkeit ausführen konnten.
Am zweiten Tag entschied ich etwas vom Spendengeld verwenden, um einige kleine Sportgeräte für die Kids auf dem Campus zu kaufen. Ich besorgte also einige Hoolahoop-Reifen, Fußbälle, Springseile, Seifenblasen und Kreide.
Und gestaltete hauptsächlich mit diesen Materialien die nächsten Nachmittage.
Die meisten Kinder waren anfangs vor allem mit den Reifen noch etwas unbeholfen, lernten jedoch schnell die richtigen Bewegungen zu machen, um den Reifen oben zu halten. Am Ende der Woche beherrschten tatsächlich alle Kinder diese kleine Kunst.
Die Jungs begannen irgendwann, durch die Reifen zu springen. Und als ihnen das zu langweilig wurde, sprangen sie Salti und Flicflacs durch die Reifen. Wer den Reifen berührte, schied aus und musste den Reifen halten. Ich wurde während dieser Woche viel dazu genötigt Fußball zu spielen. Und trotz meiner großen Anstrengung mein bestes zu geben wurde ich am Ende einfach ins Tor gestellt.
An einem der Tage brachte ich Tim mit auf den Campus, Er trainiert unsere Kinderheim-Kinder im Squash und wollte und interessiert sich zudem für unsere Arbeit.
Im Prinzip war dieser Besuch taktisch klug von mir, da ich einen Tag von meinem Torwart Dasein erlöst war und mich wieder den Springseilen widmen konnte. Ich begann den Mädels ein paar Tricks zu zeigen und begeisterte sie zu unendlichen Versuchen es selbst zu probieren.
Die Caretaker sorgten hingegen dafür, dass die Kreidebilder der Kinder vom Vortag jeden Morgen weggewischt wurden, sodass wir, sobald ich die Kreide auspackte, wieder von Neuem beginnen konnten.
Das Ferienprogramm war ein voller Erfolg. Die Kinder waren fast jeden Tag für ein paar Stunden sinnvoll beschäftigt und verbrachten die Zeit draußen, in Bewegung und Aktion.
Keines der Kinder saß gelangweilt herum und beschwerte sich über etwas.
Mein Ziel war also erreicht. Ich habe den über 50 Kids ein paar Stunden Langeweile pro Tag erspart und auch mir tat diese Beschäftigung während der Ferien gut.