Dienstag, 31. Mai 2016

Besuch von Zuhause

Am 16.Mai, nach wochenlangem Planen war es endlich soweit. Abends machte ich mich zum Flughafen auf und holte meine Schwester Lisa und ihren Freund Simon ab. Die Wiedersehensfreude war sehr groß & nachdem ein paar Minitränchen des Glücks vergossen waren ging es auf Entdeckungstour.
In East London stellte ich ihnen zunächst alle wichtigen Personen vor. Allen voran natürlich meine Mädels, Mr.Gamiet und Brett. Wir hielten eine gemeinsame Sportstunde in der Pre-School und machten anschließend noch einen Abstecher an die A.W. Barnes. Dort bekam mein Besuch eine ausgiebige Führung durch die Schule und wir gingen in jede unserer siebten Klassen. Dort wurden Lisa und Simon über unseren Sportunterricht und unsere allgemeine Arbeit und alles was mit der Schule zusammenhängt informiert.
Diese Aufgabe übernahmen unsere Schüler. Und so wurde unser eigentlich klein geplante Abstecher zur Schule dann doch etwas länger. Die Mittagspause nutze ich, um den beiden die schönsten Ecken East Londons tu zeigen. Also verbrachten wir viel Zeit am Strand, am Reef und spazierten am indischen Ozean entlang. Nachmittags zeigte ich ihnen noch mein Herzstück, das Kinderheim, und stellte sie den Aunties und Kindern vor. Dann ging es noch zum Glen Stella Campus und so war die Führung durch meine zweite Heimat abgeschlossen.
Am nächsten Tag brachen wir dann zu unserem gemeinsamen Roadtrip auf.
Zuerst ging es nach Colchester, nahe des Addo Elephant National Parks. Hier gastierten wir in einem wunderschönen Guesthouse, machten eine große Safari-Tour und fuhren am nächsten Tag noch eine Weile durch den Addo.
Von Colchester ging es nach Jbay. Outlet-Shopping und das Schreiben der ersten Postkarten lag dort an.
Und als krönenden Abschluss machten wir am letzten Morgen einen Strandausritt auf isländischen Pferden.
Auf dem Weg sahen wir unglaublich viele Flamingos in freier Wildbahn.
Nach einem ausgiebigen Frühstück fuhren wir weiter in den Tsitsikamma National Park und verbrachten zwei Nächte in der Nähe von Plettenburg Bay. Mit dem Ausblick auf den Ozean auf der einen und Gebirge auf der anderen Seite aufzuwachen ist absolute Lebensqualität.
In Tsitsikamma besichtigten wir Monkeyland und Birds of Eden und verbrachten einen herrlichen Nachmittag direkt zwischen den Schluchten und Bergen, direkt am Reef und direkt am Meer. Sowas findet man nur hier.
Anschließend fuhren wir durch lange steppenähnliche Umgebung nach Oudtshoorn und machten eine Tour in den einzigen Tropfsteinhöhlen Südafrikas.
Die Cango Caves wurden über die Jahre Stück für Stück erweiternd entdeckt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Unglaublich spannend und teilweise sehr eng. Da hat es Vorteile klein gewachsen zu sein.
Einen Tag später fuhren wir weiter nach Stellenbosch. Bei einer ganztägigen Weintour genossen wir guten Wein, Essen und Kultur inmitten wunderschöner Landschaften. Ein wernig Shopping und das Erkunden der Innenstadt stand auch an. Stellenbosch ist bekannt für die riesigen, alten Weingebiete. Zudem ist es eine internationale Stundentenstadt und man trifft dort, ähnlich wie in Kapstadt, auf eine Schar von Studierenden aus den verschiedensten Nationen und Ländern der Welt.
Für die letzten drei Tage reisten wir nach Kapstadt. Dort verbrachten wir viel Zeit an der Waterfront und besichtigten unter anderem die ehemalige Gefängnisinsel Robben Island, auf der Nelson Mandela neben vielen anderen politischen Gefangenen, 18 Jahre seiner Haftzeit verbrachte. Sehr eindrucksvoll und nur zu empfehlen, wenn man nach Kapstadt reist. Die Führungen werden von ehemaligen Gefangenen gemacht, von denen einige heute mit ihren Familien auf der Insel leben.
Und dann war die gemeinsame Reise schneller vorbei, als wir dachten.
Am Sonntag flog ich zurück nach East London und wurde dort sehr herzlich von meinen Mädels und Freunden vor Ort willkommen geheißen.
Der Abschied von meinem Besuch fiel mir um einiges leichter als gedacht. Ich habe besonders die Zeit mit meiner Schwester unheimlich genossen, aber in weniger als drei Monaten sehen wir uns ja schon wieder.
Und selbst, wenn es Abschiedsschmerz gegeben hätte, wurde dieser spätestens am Montag wieder komplett aufgehoben. Als wir nachmittags am Kinderheim ankamen wurde ich von allen Kids mit den festesten Umarmungen aller Zeiten begrüßt. Lihleli sprang auf meinen Arm, drückte sich ganz fest an mich und ließ mich fünf Minuten nicht mehr los. Das ist Liebe.
Ich habe bisher immernoch keine Ahnung, wie ich es im August schaffen soll mich von meinen Kids zu verabschieden. Allein in den letzten beiden Wochen habe ich sie unglaublich vermisst.
Aber die Zeit wird zeigen, wie ich damit klarkomme.
Eine Freundin aus Deutschland riet mir vor Kurzem, den Abschied einfach so gebührend zu feiern, wie ich das Jahr hier auch zelebriert habe. Und dann geht es ganz leicht, sich zu verabschieden.
Dass es leicht wird glaube ich nicht, aber sicher leichter.

Also fangen wir mal so ganz langsam an, die ersten Abschiede zu planen.



Simon & Lisa in Colchester

Sonnenuntergang im Addo


Ausritt am Strand in Jbay

Monkeyland

Day by day or miles apart, sisters will always be connected by heart.


Ara im Birds of Eden


Oldenburg Weingut in Stellenbosch




Fast wieder da.. Landeanflug

Abschied nach zwei wunderbaren Wochen

  

Freitag, 13. Mai 2016

Handgemachte Armbänder - jetzt seid ihr gefragt!

Lea und ich haben vor einiger Zeit Perlen mit ins Kinderheim gebracht. Die Kids machten unheimlich viele Armbänder, ließen ihrer Kreativität freien Lauf und waren tief enttäuscht, als alle Perlen verbraucht waren.
Unsere beiden Kleinsten waren auch sehr ambitioniert dabei und schulten nebenbei sehr konzentriert ihre Feinmotorik.
Lea und ich haben schließlich beschlossen, aus dieser Motivation heraus ein neues Mini-Projekt ins Leben zu rufen.
Also machten wir ein paar Tage später einen Großeinkauf in unserem Lieblings-Bastelladen und investierten einen Teil unserer Spendengelder, um weitere Perlen in allen Farben, Formen und Größen zu kaufen.
Jeden Montag ist jetzt Perlen-Werkstatt im Kinderheim angesagt.
Jedes Kind hat sein eigenes Fach mit seinem Namen und darf pro Session um die drei Armbänder machen, je nachdem wieviel Zeit wir haben. Die Armbänder werden dann in den verschiedenen Fächern zwischen gelagert.

Ein kleiner Hintergrund, warum ich auf diese Idee kam. Wenn ich mich an meine Kindheit und Jugend zurück erinnere, kommen mir immer wieder kleine und größere Situationen in den Sinn, in denen ich mein eigenes kleines Taschengeld verdient habe. Erdbeeren auf dem Wochenmarkt verkaufen, Rasenmähen bei Nachbarn, Mützen häkeln und verkaufen und vieles mehr.
Ich habe gelernt, mit meinem Taschengeld umzugehen und wertzuschätzen, dass ich das Privileg hatte, über diesen Teil meines Geldes selbst verfügen zu dürfen und vor allem, es mir selbst zu verdienen.
Wenn wir mit den Kids Ausflüge machen, auf Märkte oder große Picknicks bekommen sie ab und zu jeder um die 20 Rand (1,16-€), über die sie selbst verfügen dürfen.
Das ist ein kleiner Luxus, welchen wir den Kindern gönnen. Aber was würde es bedeuten, selbst verdientes Geld auszugeben und wieviel mehr wird dann über Ausgabe oder Sparen nachgedacht?
Sicher, um einiges mehr.

Mit unserem Projekt sollen die Kinder den Umgang mit ihrem selbst verdienten Geld lernen. Und die Verbindung von Leistung und Gewinn.

Der Erlös, den wir mit den Armbändern gewinnen, geht 1 zu 1 an die Kinder!
Ein Armband kostet ~35,- Rand, also 2,-€.
Die Armbänder sind mit sehr viel Liebe und Kreativität hergestellt und jedes ist ein absolutes Unikat. Ein absolutes Einzelstück aus dem Herzen Südafrikas.

Und so gehts!
Ich hoffe ihr seid alle sehr motiviert unser Projekt und die Kinder zu unterstützen!
Ja?     -      Super!
Dann hinterlasst hier einfach einen Kommentar mit eurer Mail-Adresse, schreibt mir eine Mail (lindi_ha@yahoo.de) oder schreibt mir per WhatsApp, falls ihr meine südafrikanische Nummer habt!

Ich werde alle angeforderten Armbänder im August mit nach Deutschland bringen, um sie an euch zu übergeben. So habe nicht nur ich, sondern auch ihr, eine ganz besondere Erinnerung an mein unvergessliches Jahr in Südafrika.
Und gleichzeitig tut ihr auch noch etwas Gutes! 


Hier schon ein paar kleine Vorgeschmäcker:







Donnerstag, 12. Mai 2016

Abschieds-Seminar

Letzten Samstag ging es für uns auf das letzte von drei Seminaren hier in Südafrika. Wir fuhren gut bepackt, mit Wanderrucksäcken, Schlafsäcken und ein wenig Proviant sehr früh los, um Hogsback pünktlich zu erreichen. Allein die Fahrt war schon etwas erlebnisreich. Es hat in Strömen geregnet und je höher es ging, desto diesiger und unübersichtlicher wurde es. Und je höher wir kamen, desto mehr Tiere liefen auf der Straße herum. Von Gänsen, über Kühe, bis hin zu Ziegen war alles dabei und ich musste mir so einige Herden aus dem Weg hupen.
Hogsback sieht aus wie der Harz. Viele Nadelbäume, rundrum überall Berge und es riecht himmlisch nach Wald. Da vergisst man schon mal, dass man sich mitten in Südafrika befindet. Das Wetter war leider nicht auf unserer Seite. Eigentlich hat es nur geregnet und insbesondere nachts wurde es unheimlich kalt. Die letzten beiden Nächte verbrachte ich schließlich mit Leslie in einem Bett, um uns irgendwie gegenseitig warm zu halten. Mit Höchsttemperaturen von 15°C war es für südafrikanische Verhältnisse schon relativ kalt. In Hogsback schneit es im südafrikanischen Winter sogar. Davon blieben wir aber glücklicher Weise verschont.

Neben ein paar erlebnispädagogischen Aktionen und neuem Spiele-Input für unsere Sportstunden wurde die bisherige Zeit ausführlich reflektiert. Über acht Monate sind bereits um und in ziemlich genau 100 Tagen werden wir das Land schon wieder verlassen. Da galt es schon jetzt einige Momente Revue passieren zu lassen und einige Erinnerungen mit den anderen Freiwilligen aus dem Eastern Cape zu teilen.
Außerdem ging es darum, den neuen Freiwilligenm sozusagen unseren Nachfolgern einen guten Start zu bereiten. Wir schrieben persönliche Handover-Briefe, feilten an unseren Präsentationen der Projekte, machten ein paar Videobotschaften und kümmerten uns im die Einladungsbriefe der Organisationen vor Ort.
Im August werden wir hier in East London ein "Overlap" haben. Das bedeutet, dass wir die letzten fünf Tage mit unseren Nachfolgern verbringen werden. Wir haben dabei die Chance, unsere Projekte bestmöglich in neue Hände zu übergeben.

Die meisten Seminar-Abende verbrachten wir in gemütlicher Runde, spielten Fußball in der Halle und tauschten uns über alles Mögliche aus. In dieser großen Gruppe werden wir erst wieder in Deutschland beim Rückkehrer-Seminar zusammentreffen.

Im Niedrigseil-Parcour war Teamwork gefragt

Absturz


Freitag, 6. Mai 2016

Freedom Day - Sehen und gesehen werden

Jeden Donnerstag begleiten wir unsere Kinderheimkinder zum Squash. Auch samstags bietet Tim (unser Squash-Trainer) manchmal ein extra Training mit anschließendem gemeinsamen Mittagessen für die Kids an.
Für diese Art von ProBono-Training gibt es einen Fond aus dem für den Transport sowieso für die Verpflegung Geld zur Verfügung steht.
Da aus dem letzten Jahr nicht das gesamte Budget aufgebraucht wurde haben sich Tim und Ingrid (eine der Nachbarinnen des Kinderheims) entschieden, mit diesem Geld einen Fun-Day für die Kinder zu veranstalten.
Für letzten Mittwoch, der hier aufgrund des Freedom Days für alle Kinder frei war, wurde also eine Hüpfburg gemietet.
Lea und ich sorgten derweil für die Verpflegung und veranstalteten einen großen Braai.
Bei herrlichem Sonnenschein starteten wir morgens um neun mit Kartenspielen, Hüpfburg, einigen Nascherein und einer Menge Vorfreude in den Tag. Die Kids powerten sich auf der Hüpfburg so richtig aus und genossen die gemeinsame Zeit. Der Fernseher blieb an diesem Tag aus und gemeinsam verbrachten wir so einen Tag voller Spaß. Später kam Ingrid mit ihren Kindern und Tim noch auf ein paar Runden UNO vorbei. Durch diese lokale Art von Unterstützung und unsere Nähe zum Projekt werden solche Aktionen erst möglich. Lea und ich sind dankbar für jede Art der Unterstützung, die uns von außerhalb zu Gute kommt. Auch den Kindern wird dadurch eine Art Wertschätzung entgegen gebracht. So ein Fun-Day wäre wohl für jedes Kind eine Besonderheit. Aber eine Hüpfburg, nur für die Kinder im Kinderheim, für einen ganzen Tag übersteigt so manche Vorstellungskraft. Auch Lea und ich ließen es uns nicht nehmen die Hüpfburg zeitweise aufzumischen. Und abgesehen von der Regel, dass alle fünf Minuten die Sitzplätze am Rand getauscht werden mussten, gab es keine Regeln. Am frühen Nachmittag schmissen Lea, Leslie und ich den Grill an und grillten um die 100 Würstchen. Zudem gab es selbstgemachten Nudelsalat, Brötchen und allerlei Saucen und Dips. Wir aßen uns alle so richtig satt und leerten gemeinsam das komplette Buffet, sodass wir erstmal alle eine kleine Hüpfpause brauchten.
Bevor wir das Kinderheim abends verließen, verteilten wir noch eine Menge Umarmungen und ein paar Süßigkeiten als krönenden Abschluss. Und natürlich auch ein paar Äpfel, sozusagen als Alibi gesundes Essen.
Manchmal haben Kinder es verdient, verwöhnt zu werden.

Als Lea und ich uns nach neuen Brillengestellen umsahen, boten die Mitarbeiter des Brillenladens an, unsere Kinderheimkinder im Alter von 6-12 Jahren mitzubringen. In den Laden ist eine Augenarztpraxis integriert, in der kostenlose Sehtests für diese Klientel angeboten werden.
Also schnappten wir uns letzte Woche die ersten vier Kinder und ließen ihre Augen mal komplett durchchecken. Die Kids waren vorher noch nie beim Augenarzt und daher etwas nervös. Nkosikhona musste bei Liyema und Lihleli, die bisher nur sehr wenig Englisch sprechen alles auf Xhosa übersetzen. 
Letztendlich ergab sich, dass Liyema dringend eine Brille bräuchte. Nkosikhonas Augen bleiben in der Bewegung manchmal stehen, dies muss allerdings erst mit zunehmendem Alter behandelt werden.
Ich sprach anschließend mit dem Augenarzt darüber, dass wir in der Office erfragen, ob Gelder für Sehhilfen der Kinder vorhanden sind oder ob wir unser Spendengeld verwenden.
Er sah mich irgendwie kurz etwas verwirrt an und erklärte mir dann, dass die Brille, die sie für Liyema anfertigen werden kostenlos sein wird. Alle Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren bekommen in Südafrika, mit augenärtzlichem Atest eine Brille "free of charge".
Ein bisschen überwältigt von diesem System suchten wir also wenig später eine Brille für Liyema aus. Heute Nachmittag fahren wir mit zwei weiteren Kindern zum Test und nehmen direkt Liyemas fertige Brille mit.
Ich bin nicht sicher, ob seine Sehschwäche aufgefallen wäre, wenn Lea und ich nicht mit den Kids zum Augenarzt gefahren wären.
Außerdem haben wir so eine wichtige Schiene für sein weiteres Leben gelegt. Der Augenarzt ist sich sicher, dass durch die Leseunterstützung, die er nun bekommt, sich die Sehschwäche mit den Jahren verwachsen wird, sodass er später keine Brille mehr braucht.


Morgen früh fahren wir nach Hogsback, zu unserem letzten Seminar mit allen Freiwilligen aus dem Eastern Cape. Hogsback soll relativ kalt sein und in den Bergen schneit es im "Winter" schonmal.
Davon bleiben wir aber hoffentlich verschont.