Letzten Montag begann die erste komplette Arbeitswoche und Lea und ich wurden mit offenen Armen von den Kindern und Aunties empfangen. Da mit dem Jahreswechsel einige Veränderungen im Schulalltag der Kinder aufgetreten sind, gab es ein paar Probleme mit den Transportmöglichkeiten. Und so tauschte Enchle seinen Platz im Kinderheim mit Joseph vom Glen Stella Campus, um einen reibungslosen Transport für alle Kinder weiterhin zu gewährleisten. Durch die enge Zusammenarbeit war es nicht schwierig für die beiden sich in der jeweiligen neuen Gruppe zurechtzufinden. Generell werden neue Kinder unheimlich schnell von der gesamten Kerngruppe des Kinderheims aufgenommen. Wer da ist, gehört einfach automatisch dazu und wird so gut wie möglich in den Alltag integriert. Es gibt keine Außenseiter oder feste eingeschweißte Cliquen. Dies erleichtert es den Kindern offen und mit Mut an neue Aufgaben und Veränderungen heranzugehen. Und auch für Lea und mich ist es so einfacher neue Ideen in die Tagesgestaltung einzubringen.
Spannend ist, dass im Kinderheim eine Alters-Hierarchie herrscht. Beim Essen zum Beispiel bekommen nach der Reihe erst die Ältesten etwas, zum Schluss die Jüngsten. Aber ganz automatisch haben die Älteren so auch einen besonderen Blick auf die Jüngsten und unterstützen sie bei kleinen Problemlösungen. Diese Art der Kommunikation funktioniert grandios und gibt allen Sicherheit.
Lea und ich versuchen so oft wie möglich die Kinder an Entscheidungen teilhaben zu lassen, die sie betreffen, um ihnen zu zeigen, dass ihre Meinungen und Ansichten uns interessieren und wichtig sind. Gleichzeitig lernen die Kinder so, dass ihre Entscheidungen unser Handeln und somit unmittelbar ihr eigenes Erleben bestimmten und sie schätzen die Chance selbstbestimmt zu handeln.
Nach über drei Wochen Ferien tut es gut wieder im Kinderheim zu sein und zu arbeiten. Fünf Monate sind bereits rum und wir haben immer noch unglaublich viele Ideen und auch Puffer, um neue Aktionen zu starten und an vorangegangene anzuknüpfen. Wir haben es zum Ritual gemacht jeden Tag einen Walk um den Block zu machen. Dies dauert ungefähr eine halbe Stunde. Zwischendurch ist Zeit zum Rennen, Klettern und Herumblödeln und gleichzeitig Platz für ein wenig Verkehrserziehung. Vor ein paar Tagen haben wir durch eine Spende ein Tischtennis-Set bekommen. Dies wurde fix auf einem Küchentisch aufgebaut und allen die Regeln erklärt. Nun sind die Kinder fleißig dabei, ein Gefühl für den Ball zu entwickeln. Auch bei unseren Akrobatik-Einheiten schaffen wir es, immer kompliziertere Figuren aufzubauen. Die Bewegungen und der Auf- und Abbau der Figuren funktioniert immer kontrollierter. Sie haben einen guten Blick für die Gesamtsituation entwickelt und sehen, wer mehr oder weniger Hilfe braucht, wer alleine sicher steht und wie sie sich so bewegen und aufstellen, ohne anderen weh zu tun.
Bei der Hippo-Therapie, die wir jede Woche für die fünf Kinder mit Einschränkungen des ELCYCC anbieten gab es auch ein paar Veränderungen. Da Nicole und Lars mit ihren Kindern Südafrika verlassen haben, brauchen wir neue Ansprechpersonen und vor allem ein wenig mehr Unterstützung.
Der Besitzerin der Farm, auf der unser Therapiepferd lebt, liegt viel daran das Projekt weiterzuführen und so hat sie bereits alle Kräfte mobilisiert, um uns zu unterstützen. Geplant ist nun, dass uns eine der Reitlehrerinnen der Farm, die bereits mit vielen Kindern gearbeitet hat, bei der weiteren Durchführung hilft. Dies nimmt uns viel Stress und gibt uns Sicherheit. Zudem sind wir sehr dankbar, dass das Projekt eine Zukunft hat.
Vormittags haben wir bisher die Krippenkinder auf dem Glen Stella Campus betreut und ab und zu auch die Pre-School übernommen. Es gab niemanden, der die Krippe leiten konnte und somit haben wir dort eine Lücke gefüllt, die es dringend zu füllen gab. Die Zeit mit unseren kleinen haben wir unheimlich genossen und auch unheimlich viele große und kleine Erfolge verzeichnen können.
Aber auch auf dem Campus hat sich durch den Jahreswechsel einiges geändert. Unsere Kleinen sind nun also in die Pre-School gewechselt, die von Auntie Olive betreut wird. Da nun nur noch acht Kinder in der Pre-School sind, macht es keinen Sinn diese mit drei Leuten zu betreuen. Des Weiteren gibt es auf dem Campus keine Kinder, die in die Krippe nachrücken. Und so hat sich die Lücke, die Lea und ich in den letzten fünf Monaten geschlossen haben, gefüllt. Wir werden nicht mehr gebraucht. Zumindest nicht so dringend, wie wir es uns wünschen würden. Wir haben diese Situation mit Auntie V, der Leitung des ELCYCC besprochen und gemeinsam beschlossen, dass es sinnvoller für uns ist, uns ein neues Projekt für die Vormittage zu suchen. Sie drückte ihr Verständnis sehr gut aus, indem sie sagte: "Ich verstehe, dass ihr nach dem Jahr nach hause fliegen und sagen können wollt: Ja, wir haben hier wirklich was gerissen. Wir waren genau da, wo wir dringend gebraucht wurden und haben durch unseren Einsatz etwas verändert." Diese Entscheidung fiel uns nicht leicht und wir verabschiedeten uns mit Tränen in den Augen von unserer bisherigen Vormittags-Arbeitsstelle. Allerdings haben wir nicht vor, den Campus links liegen zu lassen, sondern haben inzwischen einen anderen Nachmittag gefunden, an dem wir einmal wöchentlich Frühförderung für unsere Kleinen anbieten.
Brett ist im Moment fleißig auf der Suche nach einem neuen Projekt. Und in dieser Zeit hast es warten und sich neue Aufgaben für zwischendurch suchen. Wie zum Beispiel die anderen in ihren Projekten zu unterstützen, die Garage auszumisten oder gemeinsam zu sporteln.
Wir sind sehr gespannt auf die Entwicklungen in nächster Zeit.
Letzte Woche haben wir zudem dutzende Perlen gekauft und mit den Kindern Armbänder gemacht. Dabei durfte sich, neben Unmengen an Perlen, jedes Kind einen individuellen Anhänger aussuchen. (Schlüssel, Bienen, Pferde, Autos, etc.) Aber es gab zusätzlich für jeden Bewohner und Betreuer des Kinderheims ein kleines Häuschen als gemeinsames Motiv. So saßen wir ein gutes Stündchen zusammen und probierten alle Farb- und Formkombinationen aus, die uns so einfielen.
Und nun trägt jeder ein gemeinsames und doch sehr einzigartiges, aber in jedem Fall sehr schönes Kettchen am Hand- oder Fußgelenk.
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